Dienstag, 20. Februar 2007

Gelesen: "The Calorie Man" von Paolo Bacigalupi

Arbeite mich ja langsam durch die 23te Ausgabe des "Year's Best Science Fiction", herausgegeben von Gardner Dozois. Hab ja schon in meinem Blog-Eintrag "Cybertürke" über Ian McDonalds "The Little Goddess" geschrieben, eine Geschichte, die aus dem Universum des unglaublich genialen River of Gods stammt.

Jetzt hab ich gerade "The Calorie Man" von Paolo Bacigalupi gelesen. Den Namen hab ich noch nie gehört, und er findet sich auch nicht auf SciFan.com -- hat bisher noch kein Buch, sondern "nur" Storys geschrieben. Hat aber ne Website, wer also mehr über ihn wissen will: Website von Paolo Bacigalupi.

Die "The Calorie Man"-Story ist gar nicht soooo gut. Geschrieben mein ich. Oder besser gesagt, die Story ist nicht so prickelnd, was die Handlung betrifft. Aber: da sind einige geniale Ideen drin.

Nämlich: Die Erde nach nem Viren-oder-sonstwas-Unfall (wird nicht wirklich genau erklärt. Jedenfalls herrscht Hungersnot, nicht zuletzt, weil die Großkonzerne das Monopol auf Pflanzen haben. Klingt komisch? Nun, wir sind heute auf dem besten Weg dahin, denn die großen Lebensmittelkonzerne züchten fleißig an Pflanzen, die sich nicht fortpflanzen können. Die Folge: Bauern können Saatgut nicht mehr selbst herstellen (in dem sie wie früher einen Teil der Ernte für die Aussaat im nächsten Jahr zurückbehalten), sondern müssen die Saat wieder beim Konzern kaufen.) Heute schon führt das in den Drittweltländern zu einer Verschuldungsspirale der Bauern, weil sie Kredite aufnehmen müssen, um sich das Saatgut leisten zu können (siehe auch die steigende Selbstmordrate indischer Bauern). Für die Großkonzerne angenehmer Nebeneffekt der gentechnisch veränderten Pflanzen: Sie "stecken" normale Pflanzen an und machen sie unfruchtbar.

Okay, zurück zur Story: Die Welt ist also von den Pflanzen der Großkonzerne wie SoyPro abhängig, und die passen mit Privatarmeen effizient drauf auf, dass ihnen niemand dieses Monopol streitig macht. Gentechnik ist verboten, Gentechniker, die in der Lage wären, fruchtbare Pflanzen zu züchten, werden verfolgt. Außerdem gibt es keine Elektrizität mehr, keine Maschinen etc. -- wie das gekommen ist, hab ich auch nicht kapiert, aber egal, das gibt der Geschichte nämlich noch nen ganz anderen Kick, den ich klasse fand: Energie wird in sogenannten "Springs", also "Federn" gespeichert. Diese "Federn" werden mit Muskelkraft aufgezogen, die Energie für die Muskeln liefern wiederum Pflanzen wie SoyPro. Beispiel: ein Boot fährt mit der Energie aus aufgezogenen Federbatterien. Diese Batterien wurden zuvor von extra effizient gezüchteten Krafttieren aufgezogen. Calorien sind dabei die Währung. Geniale Idee, oder?

Die Story an sich ist dabei eher nebensächlich: Ein Typ wird losgeschickt, um nen Genetiker zu finden, der Pflanzen entwickelt hat, die sich wieder selbst fortpflanzen, lalalalal.

Was zählt, ist die Idee dahinter. Und die ist gelungen zugespitzt. Sehr engagiert und vielleicht eine Perspektive für die Science Fiction -- ähnlich wie bei John Brunner: gesellschaftliche Entwicklungen an einem Beispiel auf den Punkt gebracht, damit (sollte) es jeder kapieren.

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