Dienstag, 23. Januar 2007

300

Okay, ich gestehe es: Ich bin ein bisschen süchtig. Nach einem Trailer. Ich weiß, kling komisch. Aber besser als Drogen, oder?

Die Trailer ist vom Film mit dem Titel 300. Bevor ich jetzt zu viel erzähl, teil ich vielleicht einfach die Erfahrung, die mich süchtig gemacht hat.

Bitte hier klicken: 300

Kein Kommentar, oder?

Schuld an meiner Trailer-Sucht ist ein bisschen auch der LeuK aka Boris, denn er hat das 300-Comic von Frank Miller, das dem Film zu Grunde liegt, über das Otherland bestellt (und wir bestellen das auch gern für unsere Kunden), und da ist es mir in die Hände gefallen. Kurz darauf bin ich auf die geplante Verfilmung und eben den Trailer gestoßen. Unfassbar gut. Tatsächlich war ich aber schon davor abhängig von der Story. Deshalb gibt es im Otherland auch Gates of Fire. An Epic Novel of the Battle of Thermopylae -- die wohl beste Umsetzung der Geschichte um die 300 Spartaner an den Thermophylen.

Von was ich denn da zum Henker nochmal eigentlich fasel?

Okay, hier die Kurzzusammenfassung im South-Park-Stil -- wer mehr Details haben will, findet diese auf Wikipedia. Und by the way: die Geschichte ist, wenn auch von Miller überzogen dargestellt, wirklich passiert!

480 vor Jesus ist Xerxes, Sohn von Darius und Herrscher über Persien (verdammt viel Land und Leute) stinksauer auf die Griechen (wenig Land und wenig Leute, aber "Väter" und "Mütter" unserer abendländischen Demokratie) und beschließt, sie ein für allemal platt zu machen. Mit vielen Leuten. Soldaten, um genau zu sein. Wie viele genau, weiß keiner, aber wohl das größte Heer der Antike. Ob nun 200 000 Krieger plus Hilfstruppen oder insgesamt 1 Millionen sei dahingestellt. Jedenfalls mucho, weil Xerxes eben mucho sauer.

Während sich dieses Heer also auf Griechenland zubewegt und seine ebenso mucho Flotte unterwegs ist, können sich die Griechen mal wieder nicht einigen, ob sie sich nun ergeben, abhauen oder kämpfen wollen. Demokratie eben.

Den Spartanern wird das dann irgendwann zu bunt (Soldaten durch und durch, Demokratie finden sie eh blöde), weil sie sich unbedingt hauen wollen (13 Jahre Ausbildung und 30-40 Jahre aktiver Dienst, in denen ihnen alles andere außer Krieg führen verboten ist, hat gewissen Denkstrukturen zur Folge), und weil die Perser quasi vor der Haustür stehen und es bald Schluss ist mit dem griechischen Cool-sein. Also machen sich einfach mal 300 besonders prügel-scharfe von ihnen unter der Führung von König Leonidas auf den Weg, den Persern ans Bein zu pinklen. Kein Scheiß. Und sie fanden das mit Sicherheit auch noch ziemlich cool. Äh, "porno".

However.

Da 300 nicht viel und das Land groß ist, haben sie sich die Thermophylen, eine Art Schlucht, als Treffpunkt mit den Persern ausgesucht. An dieser Stelle könnte man jetzt ins Detail gehen (Pressfield macht das verdammt gut, er hat für sein Buch sogar Sparta-Schwertkampf von nem Historiker gelernt), aber das lassen wir mal. Jedenfalls ging es ziemlich ab, und die Perser hatten nichts zu lachen. Die Spartaner schon. Weil Krieg ist ja ihr Ding. Und davon "Krieg"ten sie mucho.

Die Spartaner haben Schätzungen zufolge etwa 20 000 Perser über den Styx geschickt, darunter zwei von Xerxes Brüdern (Xerxes danach mucho hoch 10 sauer), bevor sie durch Verrat (wie auch sonst) überrannt wurden. Trotzdem genug Zeit für die Griechen, aus dem Quark zu kommen und die inzwischen ziemlich demoralisierten Perser (wenn 300, 20 000 umhauen, was machen dann 1000von den Irren?) endgültig aufzumischen. Dem verdanken wir also unsere heutige Kultur und so. Clash of Civilizations, intellektuell formuliert :)

An der Stelle, an der sich die Spartaner damals mehrere Tage behauptet haben, steht heut ein Denkmal mit der berühmten Inschrift:

"Go tell the Spartans, stranger passing by,
that here obedient to their laws we lie."


Ja ... warum erzähl ich das denn eigentlich hier. Weil Gates of Fire ein mucho porno-cooles Buch ist, weil die Geschichte ein Mythos ist, weil alle Military-SF-Leser und auch viele Nicht-Military-SF-Leser drauf abfahren und weil ich und wir im Otherland ja auch eine pädagogische Mission erfüllen. Und dieser Blog-Beitrag war eben die historische Facette dieser Mission.

Danke, dass ich über all das sprechen durfte :)

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